Freitag, 9. September 2011

Facebook: Verschiedene Ansätze

Facebook als soziales Netzwerk wird von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich gesehen.
Das konnte ich gerade in der letzten Woche feststellen, als ich alte Kollegen getroffen habe: Die arbeiten zwar (fast) alle mit Kontakt zur EDV und zum Internet. Aber einen Facebook-Account hat von ihnen keiner. Ein Kommentar war: "Früher haben die Geheimdienste Akten über Menschen angelegt, heute legen die Menschen diese Akten selbst an." Sicherlich ist dem nicht ganz so, da die Menschen erstens wissen und nachschauen können, was Facebook über sie weiß. Zweitens können sie die Informationen, die sie in Facebook von sich freigeben, selbst filtern. Das Beispiel ist eine Bekannte, die peinlichst darauf achtet, dass ihr Facebook-Account keine Informationen über ihr Kind enthält. Eine Person kann also eine dargestellte Identität auf Facebook haben.

Es scheint einen kulturellen Unterschied in der Benutzung  von Facebook zu geben: Mit den Kollegen aus Madison halte ich Kontakt über Facebook. Und bekomme Informationen darüber, wie es ihnen gerade geht. Neuestes Beispiel sind die Sorgen einer Kollegin, deren Vater an Krebs erkrankt ist. Oder ein Kollege hat sich für die vielfältige Anteilnahme am Tod seiner Mutter über Facebook bedankt. Ich schätze beide Kollegen sehr, und bin mir sicher, dass sie sich der Vor- und Nachteile diesen Sozialen Netzwerkes vollständig bewußt sind - sie haben es dennoch (oder deswegen?) in diesen schwierigen Situationen benutzt.

Um FarmVille zu spielen zu können, habe ich mir Facebook-Freunde gesucht, die ich im realen Leben nicht kenne. Da erscheint es dann ein wenig "unheimlich", wenn ich von diesen Personen dann privateste Details mitlesen kann.

Teilweise empfinde ich die vorgebrachten Bedenken bezüglich des Datenschutzes übertrieben. Wie hoch ist dieses Risiko und wie ist es zu bewerten für jemanden, der seinen Fuss vor die Tür setzt und am Straßenverkehr teilnimmt und sich damit der Gefahr aussetzt, als Verkehrstoter zu enden?  Im letzten Jahr gab es noch mehr als 3500 Verkehrstote in Deutschland. Gut, an diesem Beispiel sieht man, dass zu Gefahren immer eine subjektive Wahrnehmung gehört - diese geht letztendlich in eine Kosten-Nutzen Analyse jeder Einzelperson ein. Wenn der Nutzen nur hoch genug ist, dann wird die Gewichtung der Gefahren kleiner: Die große Mehrzahl der Facebook-nicht-benutzenden Bekannten sind irgenwann einmal - nachdem der Nutzen die Bedenken überwogen hat - fleissige E-Mail-Schreiber und -Leser geworden. Meine Vorstellung von E-Mails ist, dass es irgendwo einen Arbeitsplatz gibt, an dem mein Name eingegeben wird und sämtliche E-Mails, die ich seit 1996 (das ist das Jahr in dem ich damit angefangen habe) geschrieben habe, erscheinen und weiter analysiert werden können. In Zeiten von Echelon und anderen Dingen, von denen ich nichts weiss, ist das ein Klacks.

Ich denke, Facebook braucht einen verantwortungsvollen Umgang, der noch nicht überall gegeben sein mag. Da bin ich gespannt auf die weitere Entwicklung.

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